Fernwärme für Obing - kann das Gelingen?

Fernwärme gilt als die Zukunftstechnologie neben der Wärmepumpe zur Erreichung der CO2 Ziele in der Zukunft.

 

 

Was bedeutet Fernwärme?

In einem Heizwerk wird Wärme erzeugt. Dort erhitzen Wärmequellen wie Hackschnitzel, Biogas, Geothermie, industrielle Abwärme oder auch Erdgas und Heizöl das Warmwasser, das über ein Leitungsnetz im Ort zu den Übergabestationen beim Abnehmer verteilt wird. 

Können wir das und ist das sinnvoll?

Eine Entscheidung zur Fernwärme muß demnächst geklärt werden, da durch die Neugestaltung des Ortskerns die Straßen aufgerissen werden. Eine Verlegung von Wärmeleitungen bietet sich hierbei geradezu an. Aber was dann?

Um unsere Fragen zu beantworten, haben wir einen Besuch beim Biomassehof Achental in Grassau organisiert.

Der Geschäftsführer Wolfgang Wimmer hat uns dabei die verschiedenen Anlagenteile gezeigt. Zum ersten ist dort der Biomassehof, der Hackschnitzel zur Verfügung stellt. Dort wird regionales Holz zu Hackschnitzel verarbeitet und bis zum optimalen Feuchtigkeitssgrad getrocknet. Dabei wird unter 3 Qualitätsstufen unterschieden. 

Der Biomassehof ist eine eigene Gesellschaft und neben dem Vertrieb von Hackschnitzel und Holzpellets auch Betreiber von den Heizwerken der Gemeinden Grassau, Grabenstätt, Rimsting, Prien und bald auch Marquartstein.

 

Im Heizwerk Grassau werden die Hackschnitzel unter optimalen Bedingungen verbrannt. Die Rauchgase werden gereinigt und die Abwärme dient der Trocknung der Hackschnitzel. Für Kleinanlagen wäre dieser Aufwand viel zu groß. 

Zusätzlich gibt es drei Blockheizkraftwerke, die Gas mittels Holzvergaser aus Pellets erzeugen. Die anfallende Wärme wird in das Wärmenetz eingespeist. Die Anlage deckt den Strombedarf von 3300 Haushalten und den Wärmebedarf von 460 Haushalten.

Für Notfälle gibt es noch einen Heizölkessel, der bei Ausfällen oder extremer Kälte eingesetzt werden kann.

Über das Wärmenetz gelangt die Wärme zu den Übernahmestationen bei den Abnehmern. Die Übernahmestation ersetzt bei den Abnehmern den bisherigen Heizkessel. Die Übergabestation ist noch in der Verantwortung des Betreibers und wird ferngesteuert. 

Mindestens genauso wichtig wie die Erzeugung der Wärme ist die Verteilung. Dazu ist der zentrale Leitstand eine wichtige Säule. Hier werden sowohl die Heizwerke alsauch die Übergabestationen überwacht und gesteuert. Dort ist auch rund um die Uhr ein Mitarbeiter erreichbar. 

Die Vorteile für den Hauseigentümer sind klar. Er spart sich die Investition und auch den Platz für den Heizkessel und auch die Lagerung von Brennmaterial (Öltanks, Pelletbunker). Im laufenden Betrieb fallen keine Kosten für den Kaminkehrer oder Brennerwartung an.

Fazit: Viele Fragen zur Fernwärme konnten überzeugend und fundiert beantwortet werden. Der Biomassehof und die Heizwerke werden professionell betrieben. Kann das nun eine Lösung für Obing sein? Auf jeden Fall, wenn ein starker Partner die Planung und den Betrieb übernimmt

 

Zeitungsartikel:

Besichtigung des Biomassehofs Achental in Grassau
Eine Reihe von an Energiefragen interessierten Obingern, unter ihnen der Bürgermeister und Gemeinderäte, fuhren zu einer von der Politischen Alternative Obing (PAO) organisierten Besichtigung des Biomassehofs Achental in Grassau, denn ein wichtiges Betätigungsfeld des im Rahmen des Ökomodells Achental gegründeten Unternehmens zur verstärkten Nutzung erneuerbarer Energieträger aus der Region für die Region ist die Konzipierung und der Betrieb mehrerer kommunaler Nahwärmenetze unter anderem zur Wärmeversorgung in Grassau, Rimsting und Grabenstätt. Und in Obing steht die Umgestaltung der Ortsmitte nach der Verlegung der Bundesstraße aus dem Ort heraus auf der Tagesordnung und könnte auch für die Einrichtung eines Wärmenetzes zur Versorgung der Gebäude im Ortszentrum mit Fernwärme genützt werden. 
 
Heizwerke und Blockheizkraftwerke
Zunächst informierte Geschäftsführer Wolfgang Wimmer die Obinger über die Entstehung und die Geschäftsfelder des Unternehmens Biomassehof und zeigte dann die verschiedenen Einrichtungen am Standort. Immer noch ist das Hauptbetätigungsfeld des Biomassehofs die Versorgung von Heizungsanlagenbetreibern mit dem Brennstoff Holz in allen Formen mit Material bevorzugt aus der Region, vor allem mit Pellets und Hackschnitzeln. So konnten die Besucher aus Obing unter anderem große Hackschnitzellager bewundern und erfuhren einiges über die unterschiedlichen Qualitäten. Für die Obinger besonders interessant waren die Kessel für das Nahwärmenetz in Grassau, mit denen der Biomassehof bereits 2009 in das weitere Geschäftsfeld Wärmeversorgung eingestiegen war und natürlich auch die Steuerzentrale für das Grassauer Heizwerk und die weiteren in der Region inzwischen dazugekommenen. Inzwischen betreibt der Biomassehof Achental neben dem für Grassau direkt am Standort Heizwerke in Rimsting, Grabenstätt und Prien. Marquartstein wird demnächst dazukommen, da hier auch die Ortsdurchfahrt saniert wird wie in Obing anstehend. Die Kesselgröße in den bereits laufenden Heizwerken reicht von 500 KW in Rimsting bis zu gut 8000 KW in Grassau. 
Wolfgang Wimmer legte Wert auf die Feststellung, dass der Biomassehof dabei immer als Beauftragter von Kommunalunternehmen der betreffenden Gemeinden handelt, bis zur Übergabestation wird das jeweilige Netz von ihm betreut. Nach Ansicht Wimmers ist es wichtig, dass das Heizwerk als eine gemeindliche Einrichtung betrieben wird. Der erste Schritt sei die kommunale Wärmeplanung, um herauszuarbeiten, wo in der Gemeinde die Installation einer Fernwärmeversorgung sinnvoll ist. Damit der ökologische Nutzen durch die CO2-Einsparung gegenüber Einzelheizungen möglichst groß wird, sollte es zum Einstieg eine umfassende Information der Bürger geben, um eine große Zahl von Nutzern von Beginn an zu akquirieren. 
In Grassau hatte das sehr gut funktioniert und inzwischen sind 65 Prozent der Haushalte ans Nahwärmenetz angeschlossen, dabei alle Großverbraucher, so die Betriebe im Gewerbegebiet und das Sporthotel. Die Länge des Leitungsnetzes stieg von 6,5 Kilometern zu Beginn auf 20 Kilometer. 
2012 stieg der Biomassehof Achental mit einer Holzvergasungsanlage in die Produktion von elektrischem Strom ein. Motivation dafür war, den regional verfügbaren Brennstoff zu nutzen, um wirtschaftlich sowohl CO2-neutrale Wärme als auch Strom zu erzeugen. Inzwischen werden am Biomassehof Achental vier Holzvergaser zur Gaserzeugung für mehrere Blockheizkraftwerke betrieben. Gegenwärtig hat die Gesamtanlage beim Biomassehof eine elektrische Leistung von 730 KW. Die Abwärme wird ins Wärmenetz eingespeist und ergibt eine thermische Leistung von etwa 1150 KW. Damit deckt die Gesamtanlage nun den Strombedarf von ungefähr 3000 Haushalten und den Wärmebedarf von etwa 460 Haushalten. Betrieben werden müssen die Holzvergaser mit Pellets, die sowieso auch zum Lieferspektrum des Biomassehofs Grassau gehören. 
Weitere detaillierte Informationen sind der Homepage www.biomassehof-achental.de zu entnehmen.